Samstag, 22. November 2008

Neue Zeit!

Okay!
Ich trete ein in mein dreißigstes Lebensjahr - und fast termingerecht dazu gab es eine Familienaufstellung, längst schon überfällig, seit Monaten brüte ich an einem Thema herum, komme nicht wirklich in die Gänge, kränkel herum und hab mich immer mehr von den liebsten Menschen um mich zurückgezogen, mich eingegraben in meiner Wohnung, habe vor mich hingegrübelt, mich mit Hirnwichsereien völlig verrückt gemacht.
Und jetzt: Der Knoten ist geplatzt!!! Einfach so!!!
Plötzlich habe ich nicht mehr das Gefühl, etwas suchen oder um irgendetwas kämpfen zu müssen - plötzlich bin ich einfach nur da! Voll Tatendrang und Ruhe zugleich!

Back to the roots, hieß es für mich. Im Kontakt zu meinem Vater, meinen afrikanischen Wurzeln - zu denen auch die Sklaverei in Amerika gehört - habe ich endlich Frieden gefunden, Stärke, Lebensfreude, Kraft, Mut, Leichtigkeit, Lebenslust und Gelassenheit! Ich spüre eine Sicherheit und ein Vertrauen in mir, was ich vorher so nicht kannte und seither meinen Alltag prägt.
Ich entrümple also endlich meine Wohnung, trenne mich von all den Möbeln, die meine Vormieter und ehemaligen Mitbewohner hiergelassen haben - und dich ich verwendet habe, weil es bequem und billig war -, um mich endlich so einzurichten, wie es MIR entspricht. Ich habe meinen Kleiderschrank ausgemistet, um Platz zu schaffen für Neues, habe mich von C. inspirieren lassen und suche endlich eine Schneiderin auf, die mir Hosen (und vielleicht auch ein paar Röcke oder Kleider *g*) maßanfertigen wird - damit ich endlich Kleidung habe, die mir PASST und in der mich mich wohlfühle. (Meine Figur macht nämlich jeden Klamottenkauf zum Horrortrip, einfach deshalb, weil es nichts gibt, das passt. Ich bin 181 cm groß (was einer Hosenlänge von 36 entspricht) hab einen riiiiesigen afrikanischen Hintern (ungefähr Größe 44 oder 46) und eine sehr schlanke Taille (ungefähr Größe 40), meine Arme sind lang, meine Schultern passend zur Taille schmal, meine Oberweite dagegen braucht Cup C!!! Wenn ich mich im Spiegel betrachte, finde ich mich wunderschön und sehr weiblich - wenn ich aber shoppen gehe, fühle ich mich wie ein Alien. Und auch die Kleidung, die ich trage, passt nie wirklich, unterstreicht nie das vorhandene Schöne (kaschiert auch nix *g*). Und damit ist jetzt Schluss!!! JUHU!!!

Endlich ist der Schalter umgelegt, und ich beginne, meine Äußeres meinem Inneren anzupassen - und möchte mich nur noch mit Dingen umgeben, die mir Freude machen, mir gut tun und mir entsprechen. Das beginnt mit Kleidung und Möbeln und führt über die Tätigkeiten, mit denen ich meine Zeit verbringe und Geld verdiene bis zum Partner ;-)

Glück auf!!

Donnerstag, 6. November 2008

...

So langsam komme ich zurück ins Leben.

Ich habe begonnen, reiten zu lernen, habe mir zum Geburtstag damit einen jahrzehntelangen Traum erfüllt, das macht mich glücklich, leicht und stolz. Ich genieße den Umgang mit "meinem" Wallach, genieße den Stallgeruch, den Muskelkater, ich bin glücklich, wenn ich nach der Stunde mit zitternden Knien und schweißgebadet aus dem Sattel rutsche, ich genieße das leise Klirren der Trense, wenn ich sie nach dem Waschen zurück an ihren Platz in der Sattelkammer hänge..,

Zum ersten Mal in meinem Leben tue ich etwas regelmäßig aus reiner Freude!! Nicht, weil ich körperlich fit werden oder abnehmen will, nicht, weil ich dafür viel Geld bezahle, nicht, weil es alle machen, nicht, weil es "die einzige oder letzte Gelegenheit" ist, nicht, weil ich ein Ventil brauche um Stress abzubauen, sondern einfach aus reiner Freude!!! Ein großartiges Gefühl!!!

Der Rest meines Lebens...?
Ich versuche, mich darauf zu konzentrieren, mir gut zu tun. Ich versuche, in Kontakt mit mir selbst zu kommen, zu bleiben, ich versuche, kleine Schritte zu machen und ganz bewusst jeden Tag zu bewältigen. Manchmal gelingt mir das besser, manchmal schlechter.

C. und ich haben wieder Kontakt. Wir nähern uns wieder an, in winzigen Schritten, wir mögen uns und wollen uns gut tun, wir wollen auf unsere Wunden schauen, jeder für sich und dennoch gemeinsam weitergehen. Er gibt sich große Mühe, das merke ich. Und ich? Ich nehme mir mehr Raum und bin mutiger. Ich stelle Fragen, um die ich mich zuvor gedrückt hätte, weil ich die Beantwortung im Grunde gefürchtet habe. Ich fühle mich mutiger, freier, dadurch auch offener. Ich traue mich, Forderungen zu stellen, Bedingungen zu nennen, Grenzen zu ziehen, auch mal nicht "nett" zu sein. Eben auch, mehr bei mir zu bleiben, in Kontakt mit meiner inneren Stimme.

Am Montag hab ich einen Termin beim Neurologen. Abklärung wegen Depressionen bzw. Burn Out. Scheußliche Begriffe. Aber ich kann einfach nicht so weitermachen wie bisher, es ist tatsächlich an der Zeit, mein Leben grundlegend zu verändern, und die Weichen zu stellen in Richtung Selbstliebe, Lebensmut, Lebensfreude, glückliche Partnerschaft und beruflichen Erfolg!

Sonntag, 26. Oktober 2008

Ohne Titel

Fast drei Wochen sind vergangen... ich hab gekämpft und gelitten... noch immer muss ich Geduld beweisen, bis ich endlich zum Neurologen kann... ich fühle mich ausgebrannt und leer, überfordert vom Leben, von der Arbeit, von allem... hab kaum mehr Energie, hab mich wochenlang von einem Tag zum nächsten geschleppt, mehr gequält eigentlich, kopflos, emotionslos, abgeschnitten vom Gefühl, eingefroren in der Schockstarre meines Traumas, zugleich überrannt von der Erkenntnis, dass ich mich selbst völlig ausgebrannt habe, jahrelang über meine Grenzen gegangen bin und nun eine haushohe Rechnung zu bezahlen habe. Dass ich mich hormonell so vergiftet habe, war letztenendes nur noch der Gipfel, hat viel mehr noch ans Licht gebracht. Ich fühle mich überfordert, allein, habe mich selbst isoliert von all meinen Freunden, habe kaum mehr Kontakte gepflegt in den letzten Wochen, Monaten, weil ich immer weniger Energie hatte, war froh, wenn ich schlafen konnte und meine Ruhe hatte, niemand etwas von mir wollte.

Zum Geburtstag gab es dennoch den Cirque du Soleil. Schlimm, dass ich so erschöpft war, dass ich mit Kopfschmerzen kämpfte und zudem eine Begleitung hatte, die die Show nicht mal zu schätzen wusste. Das anschließende Dinner war zwar extrem lecker und in einem wirklich schönen Lokal, aber so von Kopfschmerz und Müdigkeit begleitet, dass es fast Verschwendung war und wir so rasch als möglich aufbrachen. Ich schäme mich dafür und ärgere mich über mich selbst, weil ich den ganzen Abend nicht wirklich genießen konnte. Aber das ist vermutlich ohnehin das, was ich am besten kann: Mir selbst im Weg stehen, mich selbst zerfleischen. Zu meinem Geburtstag passte der ganze Abend aber auf jeden Fall - denn es sieht ja ganz so aus, als weigere ich mich bis heute, ins Leben zu gehen.

Dienstag, 7. Oktober 2008

Was hilft...

... sind:

Körperarbeit.
Bewegung und Anstrengung an der frischen Luft - so geschehen beim Wandern am Sonntag! - und in angenehmer Begleitung. Am Abend umarmte mich ein Freund zur Begrüßung (Danke für die Einladung zu diesem spritzigen, unterhaltsamen, wunderschönen Dinner!), schnupperte an mir und sagte: "Mmmmh, du riechst gut... so... so natürlich irgendwie..." Ich musste lachen und war berührt zugleich. Ich roch glücklich, nach Wald, Herbstlaub und getrocknetem Schweiß :-)

Reden.
Mit guten Freunden und Vertrauten (ich hab welche!! Und bin wieder voll Dankbarkeit, dass ich so feine Menschen um mich habe...), das enttabuisiert, nimmt Druck und damit auch der Situation den Schrecken. Ich brauche mich nicht verstecken, bin okay, so wie ich bin. Und meine Freunde lieben mich, egal wie es mir geht.

Hilfe.
Tolles Gefühl, sich selbst Unterstützung organisieren zu können! Gute Sitzungen mit kompetenten Menschen unterstützen mich dabei, wieder stabil zu werden und zurück in meine Kraft zu kommen.

Sex.
Baut Stress ab und tut meinem Hormonhaushalt gut. Außerdem fördert Körperkontakt das Wohlbefinden :-)

Schwarztee mit naturtrübem Apfelsaft und Traubenzucker.
Ich trinke literweise, das spült durch und beschleunigt die Entgiftung, bringt außerdem den Körper in Schwung, sorgt für Elektrolyte und gibt Energie.

Danke euch allen, die ihr mit mir durch diese Zeit geht.

Freitag, 3. Oktober 2008

Trauma

Ich hänge im Netz und google.
Trauma.
Traumatherapie.
Retraumatisierung.
Ich versuche zu verstehen, was gerade ist. Versuche, irgendwie die Kontrolle zu behalten. Ich will nichts fühlen. Wie eine leere Hülle sitze ich am Schreibtisch, der Gefühlssturm ist abgestellt für unbestimmte Zeit, vielleicht für 30 Minuten oder so, länger gelingt es mir kaum, meinen Verstand zu beherrschen, dann kommt wieder der Schmerz, der mich lähmt, der mich überflutet und mich wünschen lässt, lieber zu sterben als etwas fühlen zu müssen.
Ich fürchte, verrückt zu werden, der Gedanke macht mir Angst, ich spüre schon die Welle aus Verzweiflung wieder anrollen - und schalte ab. Flüchte in den Kopf, spüre nichts. Die Seiten, die ich im Netz finden, tun mir gut, geben mir Halt. Erklärungen, Futter fürs Gehirn, eine Orientierung, um nicht wieder völlig abzustürzen.

Immerhin, ich war so klar und hab mir Hilfe geholt. Ich bekomme morgen meine erste Trauma-Sitzung, heute Nachmittag steht ein erneuter Besuch bei meiner Hausärztin auf dem Programm.

Wie ich das alles schaffen soll, weiß ich nicht... die nächste Welle kommt... ich fühle mich so überfordert, so allein, hab Angst, es nicht allein tragen zu können und wünsche mir jemand an die Seite, der mich unterstützt... spült mich fort...

"Du hast es bereits überlebt! Was immer das Traumatische war, DU HAST ES ÜBERLEBT - und damit das Schlimmste hinter dir!"
Ich sage es mir selbst vor, um die nächsten Minuten zu überstehen.
Im Kopf.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Pille II

Ich weine täglich stundenlang, fühle mich hilflos, überschwemmt von einem Gefühlssturm, der mich gnadenlos überfordert - also flüchte ich in Dissoziation und spüre nichts mehr. Fühlt sich aber genauso beschissen an - weil ich so lauter Dinge tue, die ich im Normalzustand niemals tun würde, handle kopflos und säge mir dabei selbst immer mehr den Ast ab, auf dem ich sitze.
Die Alternative "spüren" fällt aus - ein Glaubenssatz gestern: "Lieber sterbe ich als das zu spüren."

Was sich so schlimm anfühlt? Alles, was gerade über mich hereinbricht. Ich fühle mich wie am Rand eines Abgrunds.
Der hormonelle Super-GAU im Kopf hat mich im Erleben der momentanen Trennungssituation aus der Gegenwart zurückkatapuliert in ein ganz schlimmes Trauma in frühester Kindheit.

Retraumatisierung dank Pille? Im Gesamtzusammenhang ist diese Behauptung natürlich zu einfach. Die Pille hat meinen Gefühlshaushalt überkochen lassen, hat all meine Empfindungen verstärkt, Ängste hinzugefügt... das hat wiederum meine Beziehung zum Kippen gebracht und DIESER ganze Mix hat mich retraumatisiert.

Das wichtigste jetzt? Zeit für mich.
Schon längst überfällig, denn wenn ich mich jetzt von außen und über die letzten Jahre hinweg betrachte, dann ist das, was die letzten zehn Tage passiert ist nur die endgültige letzte Eskalation kurz vor dem Zusammenbruch... wenn ich nämlich meinen beruflichen Werdegang so betrachte und den Raubbau, den ich die letzten Jahre betrieben habe, dann passen meine Dauererschöpfung, meine Existenzängste, meine berufliche Mehrgleisigkeit und all die anderen Dinge rundherum auch ganz gut zu einem Burn Out...

Dienstag, 30. September 2008

Anti-Baby-Pille

Was für ein WAHNSINN!!

Beginnen wir mit der ersten Ungewöhnlichkeit:

Vor drei Wochen hatte ich einen Traum.
Das an sich ist noch nicht ungewöhnlich, jeder Mensch träumt - nur kann ich mich am nächsten Morgen nie an meine Träume erinnern. An den vor drei Wochen kann ich mich erinnern.
Werde ihn auch mein Leben lang nicht vergessen. (Mein Leben ist bedroht, jemand will mich töten, ich verschanze mich in Todesangst im Haus meiner Großmutter, während mein Mörder über das Grundstück schleicht und einen Weg ins Haus sucht bzw. darauf hofft, mich in einem unbedachten Moment durch eines der Fenster erschießen zu können. Ich kauere in der leeren Badewanne, an den Rand gedrückt, damit ich nicht sichtbar bin, meine Mutter versteckt sich unter dem Waschbecken... irgendwie gelingt es meinem Stiefvater, ins Bad zu kommen, kauert sich zu meiner Mutter und plötzlich kann ich meinen Mörder durch das Milchglas der Türscheibe sehen. "Deine Dienstwaffe!!!" schreie ich panisch zu meinem Stiefvater - und der springt auf, reißt seine Waffe aus dem Holster, stellt sich breitbeinig vor die Badewanne und zielt auf den Schatten hinter der noch verschlossenen Türe!)

Schweißgebadet und mit Herzrasen wache ich auf, versuche, die Angst, die noch immer an mir klebt, abzuschütteln, es gelingt mir, langsam. Das eigentlich bewegende an diesem Traum jedoch ist:
Mein Stiefvater, der Mann, mit dem ich seit siebzehn Jahren überhaupt nicht verstehe, der nie mit mir spricht, für den ich immer ein Quertreiber war und von dem ich mich nie akzeptiert fühlte, dieser Mann hat sein Leben für mich riskiert!!

Ich war so bewegt von diesem Gefühl, dass ich umgehen zu Hause anrief, meinem Stiefvater von dem Traum erzählte und ihm sagte, wie schön ich das fand, wie tief berührt ich noch immer von dem Gefühl aus dem Traum bin, ihm so wichtig gewesen zu sein und dass ich es für möglich halte, dass ich vielleicht all die Jahre ein falsches Bild von ihm hatte.

Das war das erste persönliche, emotionale Gespräch seit Jahren. Es dauerte keine fünf Minuten und es ist mir egal, ob es an unserem Verhältnis etwas verändert - es war mir einfach ein Bedürfnis, ihm das zu sagen!

Doch zurück zum eigentlichen Thema.
Der Traum war das erste ungewöhnliche Ereignis einer Kette von Merkwürdigkeiten, die danach folgten.

Weiters beschäftigte mich plötzlich meine berufliche Existenz bwz. die Frustration darüber, dass ich nichts, absolut nichts tat, um meine berufliche Selbstständigkeit tatsächlich anzukurbeln. Ich verspürte den Wunsch nach Erfolg und hatte das Gefühl, mich dabei aber selbst zu sabotieren. So lag ich zwar stundenlang untätig im Bett und visualisierte Erfolg - oder hing irgendwelchen Tagträumen nach.. - investierte aber nicht einmal eine Stunde tatsächliche Aktivität, um mein Ziel zu erreichen. Ich merkte auch, dass ich mich dadurch selbst belog, aber es gelang mir nicht, diese Spirale zu durchbrechen. In einer Peergroup wollte ich eine Sitzung zu diesem Thema nehmen, aber andere Anliegen bekamen den Vorzug, und so kochte ich mich mit Eifersuchtsgefühlen meinen Kollegen gegenüber und Trotz weiter ein - und war zusätzlich noch verunsichert, weil solche Gefühle ansonsten nicht zu meinem Wesen oder meinem Gefühlsrepertoir gehören.

Der Eifersucht gefiel es aber anscheinend bei mir. Ich bemerkte, dass ich mich über Erfolge von Freunden nicht mehr aufrichtig freuen konnte und war auch auf die Frauen, mit denen meine Nicht-Beziehung ihre Zeit verbrachte, schrecklich eifersüchtig. Ich schämte mich für mich und war völlig verunsichert. Was war nur los mit mir?? Jede Kleinigkeit wurde zum Selbstläufer, völlig außer Kontrolle grub ich mich in einen Negativ-Kreislauf ein. Aus allem wurde ein Riesenthema und ich fühlte mich hilfos, labil und war von Selbstzweifeln zerfressen. Ich vergrub mich immer öfters im Bett oder verbrachte Stunden untätig vor dem Rechner - wobei das Bett den Vorzug bekam... passte auch gut, den ich hatte ohnehin ein enormes Schlafbedürfnis.

Dann kamen die Launen. Eine scherzhafte Bemerkung meines Freundes in einer Mail (er ist nicht mein Freund, wir führen keine Beziehung im konventionellen Sinn, und selbst wenn wir das getan hätten, sind wir seit Sonntag nicht mehr zusammen - aber die Bezeichnung "Freund" passt besser in den Schreibfluss...) kippte einen ganzen Tag lang meine Stimmung, einen gemütlichen Fernsehabend verpatzte ich durch völlig widersinniges Herumgezicke. Ich war völlig von den Socken, fühlte mich so hilflos, so verwirrt, weil ich lauter Dinge tat, die ich normalerweise nie tue. Ich spüre mich sonst gut, aber ich fühlte mich völlig aus dem Gleichgewicht und jeder Versuch, wieder zu mir zu kommen, misslang. Wieder Flucht ins Bett. Weinen.

Dann sagte ich am Tag, als meine beste Freundin und ich einen gemeinsamen Kurzurlaub buchen wollten (wir hatten tagelang recherchiert und schon sehr darauf gefreut, es sollte mein erster Urlaub-mit-Verreisen seit sieben Jahren werden - abgesehen von meinem Vater-Erstbesuch vor 2004), die Reise ab. Weil ich plötzlich Existenzängste hatte und glaubte, mein Geld nicht für derartigen Luxus ausgeben zu können, wo ich doch eine lange Liste an "sinnvollen" Investionen und wirklich dringlichen Einkäufen hatte, die ich auch glaubte, tätigen zu müssen. Ein neuer Wintermantel beispielsweise, denn der, den ich besitze ist über acht Jahre alt und inzwischen schon so aus der Form und abgetragen, dass er sogar kahle Stellen hat. Flucht ins Bett. Weinen. Schlafen.

Plötzlich befand ich mich mitten in einem existanziellen Drama aus Erfolglosigkeit und Geldmangel. Ich war ein Bündel aus Hilflosigkeit und Scham, fühle mich mies und war mir selbst so fremd. Ich kenne schlechte Gefühle, ich weiß, wie sich Schmerz anfühlt, wie sich ein Thema an die Oberfläche bahnt, ich kenne Krisen und kann sie überstehen - aber das, was sich da abspielt, war mir unbekannt und nicht geheuer.

Ich ging wiederwillig und lustlos in die Arbeit, ging dort allen Kunden aus dem Weg. Ich fühlte mich fehl am Platz. Dafür schüttete ich literweise Flüssigkeit in mich hinein, meine Kolleginnen lachten, weil bereits nach dem ersten Treppenanstieg zu Dienstbeginn völlig durchgeschwitzt war und sagte: "Mädels, es ist nicht zu fassen: Ich habe Hitzewallungen, als wäre ich in den Wechseljahren..."

Ich begann, mich zweimal täglich zu duschen und verschiedene Düfte und Körperöle zu verwenden, weil ich mich selbst nicht mehr riechen konnte und mich abstoßend fand.

Am Sonntag dann der absolute Super-GAU. Ein Riesenstreit mit meiner Nicht-Beziehung, meine Unsicherheit und meine Eifersucht erreichen ihren Gipfel (ganz sicher nicht ohne seine Beteiligung, er verfängt sich in einem Gestrüpp aus Flunkereien und Lebensbereichen, die er mir vorenthält), schlittern in eine Grundsatzdebatte, er ist nicht gesprächs- und auch nicht lösungsbereit, ich laufe emotional Amok, steigere mich völlig hinein in die Sache und verliere Kopf und Nerven.
Aus.

Meine Anrufe, zwanzig, dreißig - völlig irre! - gehen ins Leere.
Ich spüre nichts mehr, alles, was ich tue, ist out of control, ich fühle mich wie ferngesteuert und habe in erster Linie Angst. Ich laufe stundenlang durch die Stadt, versuche, einen klaren Gedanken fassen zu können oder irgendeine Verbindung zu meinem Inneren herzustellen. Erfolglos. Meine Verzweiflung wächst.

Ein letzter, brutaler Mailwechsel. Er hat das Interesse verloren, will diese Verbindung nicht mehr.

Aus.

Und ich? Ich bin in erster Linie fassungslos, weil ich nicht begreifen kann, in was für einem Film ich gerade stecke. Ich habe den ganzen Tag nicht gegessen, in der Nacht bekomme ich Bauchkrämpfe und Durchfall. Am nächsten Morgen geht es mir noch immer nicht besser, ich melde mich im Geschäft krank und gehe zu meiner Hausärztin.

Ich erzähle ihr die ganze Story.
"Bist du schwanger?", fragt sie mich.
"Nein!", antworte ich. "Im Gegenteil, ich nehme seit drei Wochen die Pille..."

Noch während ich den Satz ausspreche, erkenne ich, dass darin die Lösung liegt. Und meine Ärztin bestätigt das auch gleich.
DAS SIND NEBENWIRKUNGEN!!!!
Ich habe sieben Jahre lang die Pille nicht genommen, mein Hormonhaushalt war völlig in seinem natürlichen Zyklus und fast so präzise wie ein schweizer Uhrwerk. Ich wusste immer ganz genau, in welcher Phase ich mich befinde, hab an meinem unglaublichen Hunger auf Sex meine fruchtbaren Tage erkannt, an der Veränderung meines Hautbildes und an meiner Körbchengröße, wann meine Regel bevorstand, etc. Jetzt ist mein Hormonhaushalt völlig aus seinem natürlichen Gleichgewicht gerissen, stellt sich komplett um - und als Auswirkung dessen schleudert es mich emotional völlig außer Kontrolle kreuz und quer herum!!

Das sollte sich nach ein paar Zyklen legen - ich habe aber natürlich auch die Möglichkeit, auf ein anderes Präparat umzusteigen...

Ich habe in den vergangenen Jahren sehr viel dafür getan, um mich mit allen Facetten spüren zu können und in ein emotionales Gleichgewicht zu kommen, ich bin stabil, glücklich, kann Krisen meistern und spüre auch sofort, wenn ich nicht in Verbindung mit meinem Inneren stehe. Ich bin mir nicht sicher, ob ich all das wieder aufgeben möchte und mit einer künstlicher Hormone zudecken, die mich AUS meinem Gleichgewicht bringen und meinem Körper einen Zustand vorgaukeln, der nicht ist.

Ich habe begonnen, die Pille zu nehmen, um ohne Kondom mit einem Mann, dem ich vertraue, schlafen zu können. Ich wollte ihn "ganz" spüren - hab auch seine Weigerung, ein Kondom zu verwenden höher angesetzt als meine ursprüngliche Ablehnung von hormoneller Verhütung... sagt auch was aus - und dennoch nicht gleich schwanger werden. Diese Verbindung wird es aber nicht geben, und ich bin auch nicht bereit, mit den Nebenwirkungen der Pille ohne sein Verständnis oder seine Unterstützung zurechtkommen zu müssen - genauso wie ich es mit einer möglichen Schwangerschaft hätte tun müssen, eben weil wir kein wirkliches Paar sind. Darum gibt es keinen Grund, mir die Pille - und auch diese Verbindung - länger anzutun.

(Ich bin wohl bereit, für eine genußvolle, unbeschwerte Zweisamkeit Kompromisse einzugehen und für einige Zeit hormonell zu verhüten, aber dann möchte ich auch einen Partner an meiner Seite, der das - inklusive Nebenwirkungen - mitträgt. Denn nur um eine Verbindung zu einem Mann haben zu können, die auf Unverbindlichkeit ausrichtet ist, bin ich nicht bereit, die Verbindung zu mir selbst zu unterbrechen. Wenn der Mann bereit ist für Verbindlichkeit und mich - auch mit Nebenwirkungen - ganz nehmen kann, dann bin ich auch bereit, durch die Pille mehr Spielraum für Zeit zu Zweit zu schaffen, ohne gleich eine Schwangerschaft einkalkulieren zu müssen.)

Zum Schluss diesselben Worte wie zu Beginn:
Ein Wahnsinn...

Sonntag, 28. September 2008

Herbst

Die Sonne scheint, der Tag ist großartig - und ich grabe mich mal wieder ein, hab mal wieder mein Gleichgewicht verloren. Oder doch nicht?

Ich ringe um mein fehlendes Vertrauen, kämpfe gegen die Angst, dass mein Misstrauen etwas ruiniert, und wünsche mir dabei nichts mehr als ein Stück Entgegenkommen.

Es tut weh, einmal mehr. Wieder das Herz aufgemacht, wieder verletzt worden. Mit Rosenstolz und "Ich bin ich" rette ich mich vor dem emotionalen Absturz, versuche, Ressourcen zu aktivieren.

Wann werde ich lernen, nicht jedes Wort, das man mir sagt, einfach naiv zu glauben?
Wann werde ich den Mut haben, heikle Dinge anzusprechen und nicht locker zu lassen, bis ich eine Antwort habe?
Wann werde ich den Mut haben, für mich einzustehen und klar Grenzen zu ziehen ohne Angst vor einem möglichen Verlust?

Wann wird es mir gelingen, mich umzudrehen und zu gehen?

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