Mittwoch, 31. Oktober 2007

Ab JETZT

werde ich übrigens mit gewisser Regelmäßigkeit bloggen.
Damit sich hier nicht nur die Schlusswellen diverser Krisen oder das Warm Up nach einer Häutung präsentiert.

wortgewaltig

... und auch, weil ich nach seiner Ansage und meiner stundenlangen Bastelei an meiner Mail an ihn nur sehr wenig geschlafen habe, gleich wieder arbeiten musste und an sich doch noch so viel zu sagen hatte, habe ich mailtechnisch noch einmal nachgelegt.

Wie folgt:

Kaum drei Stunden Schlaf.
Alle möglichen Gedanken ziehen durch meinen Kopf.
Heute Morgen nur ein kurzes Update an den Mitbewohner.
"Oh. Dann ist er wohl mal heftig enttäuscht worden", war die Antwort.

Bist du das?

Mir fällt ein, dass du einmal sagtest, dass der Verflossenen die Karriere wichtiger war als der Wunsch, mit dir eine Familie zu gründen. Und ich frage mich, was für Befürchtungen bei dir wohl ausgelöst werden durch den Umstand, dass ich im kommenden Frühjahr meine Ausbildung beende. Vielleicht befürchtest du, dass dann meine Priorität ebenfalls auf Praxisgründung und Karriere liegen werden und nicht auf einer Beziehung. Dass ich bis dahin in Wien so viele Klienten habe, dass ich nicht mehr bereit bin, die Stadt zu verlassen und woanders neu zu beginnen. Dass ich zu sehr Sehnsucht nach Bayern haben könnte um irgendwo in Hessen zu leben. Fürchtest du, dass ich dich hinhalten könnte? Mit dir Luftschlösser bauen und dich dann stehen lassen mit einem Haufen ursprünglich gemeinsamer Träume, die zu verwirklichen ich letztenendes doch nicht bereit bin?
Lass es mich wissen.

Und wozu BIN ich bereit?
Ich muss nicht "hier raus", wie du es gestern formuliert hast. Ich bin nicht verzweifelt hier oder unglücklich. Ich habe Menschen hier, die mir sehr wertvoll sind. Ich habe einen angenehmen Arbeitsplatz, einen ungewöhnlichen Nebenjob - und ganz sicher keine Eile. Ich wünsche mir nur einfach noch mehr, weiß um meine Stärken und bin offen gegenüber den Dingen, die das Leben mir anbietet.
Eine Antwort auf die Frage war das noch nicht!
Ich bin bereit, meine Vorstellung vom Leben zu realisieren mit einem Mann meiner Wahl. Ich stehe dazu, dass ich mir einen Partner wünsche, der Kinder möchte. Ich bin emanzipiert und selbstständig - ich muss nicht an scheinbarer Unabhängigkeit festhalten, muss mich nicht in das gesellschaftfähige Bild der "erfolgreichen" Frau einfügen, um das unter Beweis zu stellen. Sich auf jemand einzustellen ist ein Abenteuer, eine Bereicherung. Ein Ortswechsel ist eine Veränderung, aber Veränderungen haben für mich wenig furchteinflößendes.

Damals bin ich nach Frankfurt gereist mit der Zusage, dort zwei Monate beim Cirque arbeiten zu können - Vertrag war da noch keiner unterschrieben, ich hatte noch nicht einmal eine Unterkunft, als ich mich in den Zug setzte. Ich war nervös und hab mich oft genug gefragt, was ich da eigentlich gerade tue! Als ich ankam, hatte sich einer der von mir kontaktierten Vermieter gemeldet, also ließ ich meinen Koffer im Schließfach und ging bepackt mit dem Nötigsten - Handtuch, Schlafanzug, Zahnbürste - los, um das Zimmer zu besichtigen. In meiner Not hab ich mich kaum umgesehen, einfach den Vertrag unterschrieben und bin zurück in die Stadt, um meine restlichen Sachen zu holen. Als ich dann nachts "nach Hause" kam, habe ich festgestellt, dass ich nicht mal Bettzeug im Zimmer hatte und mir mit warmen Klamotten und meinem Badetuch als Zudecke behelfen musste. Und als am Folgetag die Mitbewohnerin auszog, habe ich entdeckt, dass durch ihren Weggang kein einziges Utensil in der Küche gab, nicht einmal einen Topf, oder Gewürze oder einen Wasserkocher!! Von Telefon oder Internetanschluss einmal ganz zu schweigen... In einer völlig fremden Stadt.
Ich hab mit mutterseelenallein gefühlt. Überfordert.

Kannst du dir vorstellen, wie verzweifelt ich war und wie hilflos ich mich gefühlt habe?
Nach der ersten Tränenflut hab ich mich auf den Weg zum ersten offiziellen Meeting mit dem neuen Team vom Cirque gemacht, voll Vorfreude und mit dem Gefühl, dass das der Grund ist, weswegen ich hier bin. Als ich ankam, rief die Managerin: "XXX! Dass du da bist! Ich hab dich die letzten Tage nicht mehr erreichen können, wusste nicht, ob du nun tatsächlich kommst [ich bin nach dem Gastspielende in Wien für wenige Tage bei meiner Familie in Bayerngewesen] - jetzt hab ich dich aus der Crew genommen und gestern noch einen Ersatz für dich gefunden!" Darauf war ich nicht vorbereitet! Hatte meine Zusage doch schon vor Wochen gegeben, nicht damit gerechnet, dass die Crew nochmals auf eine Rückbestätigung wartete! Nicht zu beschreiben, wie ich mich in diesem Moment gefühlt habe. Völlig verzweifelt auf jeden Fall. Kein Geld, kein Job, dafür ein unhübsches Zimmer in einer Stadt, in der ich noch nie zuvor war und in der ich keine Menschenseele kannte.
Die Jobangelegenheit ließ sich zwar zum Glück regeln, aber ich wollte dennoch nur noch weg. Es war mir zu viel. Zu viel Chaos, zu viel Unsicherheit, zu viel Fremde, zu viele Schwierigkeiten. Ich dachte, ich würde es nie schaffen, niemals glücklich werden in dieser Situation. Bis die Show startete, waren noch ein paar Tage Zeit und ich war täglich kurz davor, alles hinzuwerfen und einfach zu flüchten. Wohin? Keine Ahnung. Zu meiner Familie? Zurück nach Wien? Ich hatte keinen Alternativplan!!
Meine Mum und meine Schwester schickten mir ein Care-Paket! Schlafsack, Küchenbasics, Lebensmittel, Tauchsieder, Handyladegerät meiner Schwester - meines lag in Wien! - Schokolade und einen wunderbaren "Durchhalte"-Brief.
Und in dem Moment, als ich diese riesige geöffnete Kiste vor mir stehen hatte und mit Tränen in den Augen den rührenden Brief las, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass es sich hierfür, für diesen besonderen Moment der Nähe, des Unterstützung-Bekommens, für die Liebe und den Trost, die mich die beiden damals haben spüren lassen, bereits gelohnt hatte. Und zum ersten Mal spürte ich wieder einen Funken Optimismus, dass Frankfurt vielleicht doch nicht so schlecht werden könnte.
Dann habe ich Dan kennengelernt, und Nik und Eva, der Rest ist Geschichte. Schöne Geschichte!

Was ich gelernt habe? Aus dieser Erfahrung und aus so vielen mehr?
Was immer ich tue - ich kann nur gewinnen. Auch wenn es nicht immer gleich so anfühlt.
Letztenendes liegt es nur an mir, was ich aus einer Sache mache.

In unserer Situation spielen meine Gefühle, meine Erfahrungen, mein Standpunkt keine Rolle.

Mir ist klar, dass ich mir auf die Flagge schreiben könnte, was immer ich wollte - es würde dich dennoch nicht sicher fühlen lassen.

Ich kann nichts tun, um dir die Angst vor möglichem Scheitern zu nehmen.
Ich kann nichts tun, um in dir den Wunsch zu wecken, mit mir sein zu wollen.

Und, um ehrlich zu sein, MÖCHTE ich auch nichts TUN müssen, um diesen Wunsch in dir zu wecken. Es muss ein "Diese Frau lass ich mir nicht entgehen!" sein - was dann noch zusätzlich im Gepäck ist, nehme ich gern in Kauf! Alles unter diesem Satz ist mir für den "großen Plan", fürs Leben, zu wenig.


XXX

p.s.: lass mich trotz allem deine adresse wissen. der kurs in der akademie war gigantisch heute, die zeichnungen unglaublich. ich hab allen mut zusammengenommen und um ein paar bilder gebeten. eines davon würde ich dir gern schicken. zum geburtstag. und als andenken.

"Und? Wie seit ihr nun verblieben?" fragte der Mitbewohner heute Morgen noch.
"Ich hab gesagt, dass ich keinen Kontakt mehr wünsche."
"Himmel, XXX! Bist du immer so brutal?"

Zur Abwechslung mal keinen Plan, was ich tun soll.

Um es kurz zu machen:

Schon wieder vorbei!
Ich geh nicht näher darauf ein, versteh es ja nicht mal.
Er hat eine Entscheidung getroffen, will die Sache nicht weiterführen, möchte nicht, dass ich ihn besuchen komme, möchte auch nicht, hat mich einfach von der Anwärterinnenliste gestrichen, die er anscheinend abarbeitet.
Zu weit weg. Lautet die offizielle Begründung.
Nach längerem Ringen dann der Nachschub: Angst, dass es wieder nicht klappt.
DAS ist dann sein Bier, nicht meines.

Nachfolgend die Mail, die ich ihm nach seiner Ansage geschickt habe, nachdem wir eh schon zwei Stunden diskutiert hatten und an seiner Haltung nichts zu ändern war - die ungefähr lautet:
"Lieber seh ich dich nie als nur alle drei Wochen."
Und: "Du interessierst mich nicht genug, um die nächsten fünf Monate zu nutzen, um dich so gut als möglich kennenzulernen, damit du dann zu mir kommen könntest und wir gemeinsam etwas aufbauen."
(So war es nicht wörtlich, aber im Endeffekt läuft es darauf hinaus.)

Mail:
im grunde habe ich alles gesagt, was von meiner seite zu sagen ist.
ich verstehe, dass du angst davor hast, dass es - wieder - in die brüche geht.
ich finde es mutig und ehrlich, dass du davon gesprochen hast.
(ich frage mich ernsthaft, ob etwas anders gewesen wäre, wenn wir in den vergangenen tagen anstatt jeder für sich zu brüten MITEINANDER GESPROCHEN hätten, über die eindrücke, die unser treffen hinterlassen hat, über die ängste und befürchtungen, die sich aufgetan haben. weil doch letztenendes genau das die dinge sind, die von bedeutung sind. und ob nicht das eigentlich die schwierigkeit, aber auch die große chance ist, die in einer solchen distanz liegt: reflexion über die eigene kommunikationsfähigkeit bzw. deren erlernen und/oder verbesserung - weil die ja eine tragende säule einer beziehung ist und oft genug nicht beherrscht wird. und ja auch nicht immer erlernt werden muss, weil im alltag genug möglichkeiten gibt, fehlenden austausch zu kompensieren/ignorieren.)

zurück zu deiner angst, dass es - wieder - in die brüche geht. und dass die distanz mitverantwortlich sein könnte.
nehmen kann ich dir diese angst nicht.

ich bin davon überzeugt, dass wir nichts zu verlieren haben, aber viel gewinnen könnten, wenn wir es dennoch riskieren - auch gern MIT deinen ängsten, denn sie schrecken mich nicht, sondern sind legitim.

ich kann mit nichts aufwarten außer mit dem festen glauben und der hoffnung, dass es klappen kann. mit der überzeugung, dass wir uns viel zu geben hätten. mit dem bewusstsein, dass ich zu dir kommen muss, wenn meine diplomarbeit abgegeben ist. und mit dem wissen, dass ich es dann gerne tun werde.

schlimmer als zu scheitern ist, es garnicht erst versucht zu haben.

kretakahlo

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