Donnerstag, 18. September 2008

Varekai

Vor vier Jahren, als der Cirque mit "Dralion" in Wien war, begann für mich nach 24 Jahren in grau endlich MEIN Leben. Nach jahrelangen Depressionen, nach schier endlosen Jahren in Dunkel kam ich nach einer langen und erfolgreichen Therapie und nach einer intensiven, aber kurzen Beziehung, zurück nach Wien, wegen eines Jobs, für den ich alles gegeben hätte:

"Cirque du Soleil!"

Es war für mich ein Schritt in ein freies, unabhängiges, buntes, lebenswertes Leben! Sex, drugs, rock 'n' roll!! Freiheit, Abenteuer, Lebenslust, Emotion, Provokation! Meine Arbeit war pures Vergnügen, der ganze Sommer unvergesslich! Ich habe mich mitreissen lassen in einen Rausch, in einen Strom aus Leben, Leichtigkeit, Leidenschaft! Alles war möglich! Wir waren unbezwingbar, unzähmbar, wild! Grenzenlos!

Was all die Jahre folgte, bekam immer mehr Qualität, immer mehr Tiefe, immer mehr Liebe, ich kam immer näher zu mir selbst. Der Grundstein war allerdings gelegt mit meiner Rückkehr nach Wien und dem Job bei "Dralion" und im Anschluss bei "Saltimbanco". Die jetzige Show kenne ich nur von DVDs, aber sie ist seit ihrer Premiere vor einigen Jahren meine absolute Lieblingsshow und ich habe sehr lange darauf gewartet, dass sie in meine Nähe kommt...

Vertrauen II

Tja, es ist so eine Sache mit dem Vertrauen...

Verdammt schwer nämlich, vor allem, wenns schon mal gebrochen wurde.

Aber auch für mich gilt:
Wer nicht will, findet Gründe - wer will, findet Wege.

Vertrauen I

Heute Abend die große Premiere von Cirque du Soleil "Varekai" - ohne mich.

Gestern auch eine Premiere...
Der Herzensmann ist wieder zurück in meinem Leben, und ich staune und bin glücklich. Es fühlt sich nicht an wie eine On-Off-Geschichte. Die Trennung, der Schmerz, der Abschied und das Loslassen waren wichtig. Wichtig für mich und für mein Wachstum.
Und für ihn.
Jetzt nähern wir uns wieder an auf einer neuen Basis. Meine Leichen im Keller wollen wieder auferstehen, ganz klar, die Unsicherheit, die Eifersucht klopfen an, aber ich will ihnen keinen Eintritt gewähren. Vertrauen zu haben ist eine Entscheidung, die ausschließlich ich selbst treffen kann. Es macht mich unruhig, wenn er mit anderen Frauen ausgeht, so wie heute, und der Besuch der Ausstellung "Erotik in der Karikatur" - in Begleitung einer Dame, mit der er möglicherweise eine sexuelle Beziehung hatte oder hat (!) - ist auch nicht so ganz die Art Unternehmung, die mich entspannter werden lässt *lach*

Aber, wie gesagt, ich habe die Wahl... Vertrauen... oder nicht...

Freitag, 12. September 2008

Fragen über Fragen

Der Türkeireisende ist zurück. Gesehen haben wir uns nicht.
Eine Liebeserklärung hat er mich zwar gemacht (Ich möchte dich in meinem Leben nicht vermissen!), aber gehört haben wir uns seither nicht mehr. Drei Tage lang hatte er geschwiegen und auf mein Nachhaken erklärt, er wäre gesundheitlich angeschlagen, köperlich lädiert und obendrein wieder enorm im Stress!

Das tut mir leid für ihn, ich mag nicht, wenn es ihm schlecht geht, aber es zeigt mir auch, dass das, was er bereit ist, mir zu geben, für mich nicht reicht. Auch wenn es schwer fällt, loszulassen. Weil einmal mehr das alte Lied erklingt, das vom Festhalten und Kämpfen erzählt, von Loyalität bis zur Selbstaufgabe und dem Hoffen auf ein bisschen Liebe. Es klingt mich mehr ganz so laut, dass mir die Ohren davon dröhnen und ich tagelang im Bett liegen und weinen muss vor Schmerz, es klingt leiser, ferner, weil mir das Herz immer mehr aufgeht und ich spüre, dass ich großartig bin, dass ich ein Geschenk bin, wertvoll und kostbar, und dass ich nicht trauern muss, wenn jemand dieses Geschenk nicht will. Es klingt leiser, weil mein Blick sich nicht mehr auf den Mangel richtet, sondern auf die Fülle, und weil ich plötzlich auch diejenigen sehe, die dieses Geschenk unbedingt wollen - und sogar bereit sind, etwas dafür zu tun!!

Dann kommt plötzlich der Herzensmann aus dem Urlaub zurück und will mich gleich am ersten Abend sehen. Mit mir Film schauen. Mir von seiner Reise erzählen. Mit mir schlafen.
Sagt, dass er glaubt, mich betreffend noch keinen Schritt weiter zu sein wie vor drei Wochen, aber dass er, wenn ich damit leben könne, dass das eben so ist, mich gern um sich hätte.
Es war stimmig in diesem Moment. Ich hab sein Herz gespürt und das war gut so.

Und dann steht ein Mann da, der... der es womöglich einfach ist!
Jetzt habe ich die Chance! Die Gelegenheit fürs Glück!
Einlassen? Warten?
Am Montag werde ich es wissen!

Donnerstag, 4. September 2008

Mamma mia!!

Der großartigste Film, den ich seit langem gesehen habe! Geweint und Tränen gelacht, das Kino verlassen strotzend vor Glück und Liebe!! Große Gefühle im Überfluss, und ich spüre mich, fühle mich leicht, produktiv, liebend!

Und sonst? Ich lasse das Tal allmählich hinter mir, der Sommer war ereignisreich, turbulent, schmerzhaft. Ich habe viel geweint, mich viel um mich und mein inneres Kind gekümmert, bin in große Tiefen hinabgestiegen und hab unter Dünen am Sand nach einem Sturm plötzlich Bunker entdeckt. Häßliche, klotzige Ungetüme, die nicht in die Landschaft passen - und dennoch einmal Leben geschützt haben. Jetzt erforsche ich die Bunker, mache mich vertraut mit ihnen und gewöhne mich an ihren Anblick, setze mich mit ihrer Anwesenheit auseinander, wissend, dass sie nun, da endlich sichtbar, keine Gefahrenquelle mehr sind.

Täglicher SMS-Wechsel mit der Türkei. Es scheint, als hätten wir eine neue Basis gefunden, in der es sich nicht ausschließlich um Sex geht. Wir sprechen oft miteinander, und ich habe den Eindruck, ihm sehr viel gefestigter zu begegnen als noch vor ein paar Monaten. Eine reine Bettgeschichte mit ihm zu haben, ist für mich undenkbar und auch unmöglich. Ich fühle mich so emotional gerade, so voll Liebe, ich möchte meine Gefühle nicht zurückhalten, sondern ausdrücken und wachsen lassen, mit jemandem, mit ihm teilen.

In ein paar Wochen kommt eine tolle Show in die Stadt, zu der ich unbedingt möchte. Ich wünsche mir sehr, mit ihm hinzugehen, weil mir die Show viel bedeutet, und weil ich so gerne mit ihm etwas Schönes erleben möchte. Er versprach, sich um Karten zu kümmern, vielleicht sogar für die Premiere!! Damit würde er mich enorm glücklich machen!!!

Samstag, 23. August 2008

Die Zeiten ändern sich

du kommst schon seit jahren nie über diesen einen punkt hinaus? hattest schon seit jahren keine tiefen gefühle mehr für eine frau - auch nicht für mich, obwohl du es dir so sehr gewünscht hast, mit mir? willst erst deine "hausaufgaben" machen, deine muster lösen, bevor du dich auf eine feste bindung einlassen kannst? und obwohl du sagst, dass das nichts mit mir zu tun hat, willst du gehen? offensichtlich glaubst du, dass mit einer anderen/besseren/passenderen frau all die dinge möglich sind, die du mit mir nicht leben kannst - schließlich suchst du auf einer singleplattform nach ihr!
obwohl du heftig widersprochen hast, bedeutet das "die frau austauschen"!!!

du hast eine abneigung gegen blender?? und was, glaubst du, tust du??
du magst dich ja nicht mal selbst ansehen! es macht mich wütend, zu hören, dass du wochenlang das verliebtsein aus einer erwartunghaltung heraus nur vorgetäuscht hast und genauso schnell die aufmerksamen gesten, etc. die eigentlich von herzen kommen sollten, wieder aufgehört, weil deine rechnung nicht aufging.

Erinnerst du dich an das erste Treffen?
"Was ist Glück für dich?" hast du gefragt.
Es ist eine innere Haltung. Es ist die Fähigkeit, die Momente so zu nehmen, wie sie sind.

Ich erkenne meinen Mann am klaren "Ja!", daran, dass er zu mir "Ja" sagen kann, weil er es auch zu sich selbst sagen kann. Ungeachtet dessen, was er kann, noch nicht kann, was für Defizite er hat, was für Schwächen, was für Muster. Es braucht ein "Diese Frau lasse ich mir nicht entgehen!", um mich zu bekommen.

Du bewunderst, dass ich so sehr um die Beziehung kämpfe?
Fragst dich und mich, wie lange ich noch bei dir bleibe.
Noch vor ein paar Stunden war meine Antwort: Solange ich daran glaube, dass wir sehr wohl all die schönen Dinge gemeinsam tun werden. Weil ich glaube, dass du es wert bist zu warten.
Vor dieser Mail war die Antwort, dass ich an dem Tag gehe, an dem mein Wunsch nach LEBEN und ERLEBEN in der Gegenwart größer ist als irgendwelche Zukunftshoffnungen. Und während ich noch darüber nachdachte, ob ich wirklich auf einen Mann warten will, der mit anderen Frauen schläft und schon nach einer neuen Partnerin Ausschau hält, hatte ich das Gefühl, dass die Schatten meiner Vergangenheit lange genug mein Leben dominiert haben und dass ich einfach keine Lust mehr darauf habe, noch mehr Zeit verstreichen zu lassen. Wann, wenn nicht jetzt?!
Frei nach dem besten Werbeslogan der Geschichte:
Nike.
Just do it.
Und darum gehe ich - JETZT.


Diese Mail ist schon zehn Tage alt. Aber endlich gültig.
Kontakt zum Herzensmann gibt es nicht mehr. Er kann meine Nähe nicht aushalten - ich kann seinen Rückzug, seine Muster nicht mehr ertragen, will mich nicht mehr dieser Gefühlskälte aussetzen. Ich habe alles getan, was ich konnte, bin dabei weit über meine Grenzen gegangen - und kehre jetzt wieder zurück.
Zu mir. Erhole mich, lecke meine Wunden, heile, und lerne, mich künftig besser zu schützen. Folglich kann ich auch den ersten Satz korrigieren: Er ist nicht mein Herzensmann. Denn mein Herzensmann SIEHT mich und will mit mir leben!

Der Ring an meiner rechten Hand sagt es klar:
"Aus Liebe zu mir gehe ich weiter."
Und: "Am klaren JA werden wir uns erkennen - am klaren JA zueinander." Darunter geht es nicht.

Cut.
Schwanger oder nicht?
Möglich wäre es...
Mehr gibt es dazu erstmal nicht zu sagen.
Punkt.

Donnerstag, 21. August 2008

Ruhe vor dem Sturm?

Oder ist das Schlimmste schon vorüber?

Der Kontakt zum Herzensmann ist aufrecht, aber sporadisch. Zu oft zurückgewiesen spüre ich, wie ich mich emotional entferne. Andere tauchen auf, bekommen Raum.
Der Herr aus der Wirtschaft erschreckt mich mit der Frage: "Bist du mir eigentlich treu?" und mit dem Statement: "Natürlich bin ich eifersüchtig! Ich habe das Gefühl, dass du es momentan ziemlich wild treibst!" Ich bin erstaunt, wie er immer wieder spürt, wenn etwas im Gange ist. Er merkt ganz genau, wann ich ihm energetisch nahe stehe und wann ich stiften gehe. Das irritiert mich, ich kann es nicht einordnen, weil er selbst so undurchsichtig ist. Mal besitzergreifend und eifersüchtig, dann ablehnend und gefühlskalt, einmal leidenschaftlich, dann wieder fast zärtlich. Meine Fragen beantwortet er konsequent nicht. Also gehe ich auch konsequent nicht mit ihm ins Bett. So einfach ist das.

Dabei hat er im Grunde ohnehin das richtige Gespür... es flattern gerade einige Männer um mich herum...
"Tröste dich nicht mit anderen Männern, nur weil du gerade unglücklich bist!", sagt meine Lieblingskollegin@work.
Sie hat Recht dabei.
Merke ja selbst, wie ich mich auf den vermeintlich sicheren Boden von Unverbindlichkeit und Sex rette, die offizielle Rigiden-Währung für Liebe und tatsächliche Nähe.

Aber wie liebevoll bin ich zu mir, wenn ich beziehungslos auch auf Sex verzichte - nur um der Konsequenz willen? Mir schwirrt der Kopf. Ich kann nicht mehr denken, habe vielleicht die letzten Wochen zuviel gedacht... es wird Zeit, dass ich wieder ins Fühlen, ins Leben komme, aktiv werde und mir gut tue.

Vielleicht wandere ich aber auch durch das letzte, große Tal, vielleicht gehört das emotionale Durcheinander im Augenblick zum großen Ganzen, vielleicht lebe ich jetzt, was ich fast drei Jahrzehnte erfolgreich verdrängt habe: die große Verwirrung, um Schmerz nicht zu spüren, und vielleicht dient das alles der Vorbereitung für meine große Aufstellung im November...

Mittwoch, 13. August 2008

Lieblingsmusik

Jetzt kann ich meine ganze Lieblingsmusik nicht mehr hören!!
Ich höre Ella Fitzgerald und sitze weinend am Schreibtisch, weil mir die Musik weh tut und mich so sehr an IHN erinnert. Weil ich uns in seinem Schlafzimmer liegen sehe, eng umschlungen, diesem Sound lauschen, uns küssen, miteinander redend.

Jetzt ist jedes einzelne Lied so sehr mit Erinnerungen gefüllt und ich weine verzweifelt um all die Dinge, die wir NICHT tun werden. Keine gemeinsam gekochten Dinner, keine Morgenrunden im Park, kein stundenlanges Gekuschel im Bett, keinen Sex, keine Landausflüge mit Hund...

Und während ich weine um all das Verpasste, um das viel zu kurze Glück sucht er bereits nach einer neuen, mit der er all das erleben kann, was mit mir nicht geht - obwohl er, wie er sagt, zu einer so intensiven Beziehung nicht fähig zu sein glaubt.

Dabei spüre ich nicht mal Wut. Nur in kurzen Anflügen, mache dann sofort wieder einen Rückzieher, aus Angst, es noch Schlimmer zu machen.

Und auch wenn ich einen Schlussstrich schon mehrmals angekündigt habe, ist es mir noch immer nicht gelungen, ihn zu vollziehen. Weil ich Angst habe, dass er dann kommt, wenn für mich die Sache wirklich abgeschlossen ist, wenn ich dicht gemacht habe - und dass es dann zu spät ist, eben weil ich dann verschlossen bin.

Ich hab nur ein einziges Mal wirklich bewusst gesagt: ES REICHT!
Da KONNTE ich einfach nicht mehr, da hat mich die permanente Ablehnung so verletzt, dass ICH mich zurückgezogen habe. Ich habe angekündigt, dass es zu spät sein wird, wenn ich einmal nicht mehr will - und genauso war es auch. Nach Monaten, nach einer wirklich grausligen Zeit kam er und wollte mich wiederhaben. Und ich konnte und wollte nicht mehr. Er hat daraufhin alles für mich getan, hat mich umworben und sich bemüht, er hat mich auf Händen getragen und mir die Welt zu Füßen gelegt.
Aber es war zu spät.
Auf diese Weise habe ich meinen Mann verloren. Und merke, dass ich mich noch immer schuldig fühle deswegen.

Ein Telefongespräch nach Bayern.
Zum ersten Mal seit Jahren habe ich mit meinem Geschiedenen gesprochen!!
Es war unkompliziert, fröhlich, ehrlich.
Und erleichternd.
"Du warst nicht schuld. Als ich begonnen habe, um dich zu kämpfen, war das reiner Automatismus. Du bist nicht schuld, dass wir keine Chance mehr hatten."
Drei Sätze und mein Weltbild ist anders!!!
Ich bin nicht verantwortlich für das Wohl eines anderen!!
Ich brauche nicht zu warten!!

Chancen bieten sich dem, der sie erkennt.
Wenn ER die Chance auf mich vorbeiziehen lässt, ist es SEIN Pech.

Dienstag, 12. August 2008

Guter Start in neue Woche

Der Montag gestern: Durchwachsen bis spannend.
Ich habe mich mit IHM, dem Herzensmann getroffen. Hab ihm von meiner Erkenntnis, von meiner Vaterthematik erzählt und davon, wie verwirrt, verletzt und zugleich erleichtert ich bin, dass endlich diese Türe weit offen steht und ich bereit bin, diese große Wunde endlich heilen zu lassen. Ich habe geweint dabei, mich entschuldigt dafür, dass ich auch ihm die Vater-Mütze aufsetze und ihn nicht gehen lassen will. Er hat mich umarmt, gehalten, getröstet, mich geküsst dabei.

Später sind wir noch eine kleine Runde spazierengegangen, konfrontiert wieder mit dem leidigen Thema, dass er jede Weiterentwicklung blockiert, die ich so gerne hätte. Er hätte sich zu Beginn so sehr ins Zeug gelegt, weil er hoffte, dass mehr daraus entsteht. Als er erkannt hat, dass das nicht passieren wird, sieht er keinen Sinn mehr darin, sich weiter zu engagieren. Ich habe ihm gesagt, dass mich eine derartige Kosten-Nutzen-Rechnung überfordert und dass es mich kränkt, dass er Dinge nur getan hat aus einer Erwartungshaltung heraus.

Anyways, er kann das, was ist, nicht wertschätzen.
Zum Abschied haben wir uns lange umarmt, fest gehalten, auch geküsst.

Heute dann wieder dasselbe Lied: "Du bist ein toller Gesprächspartner und es ist schön, wenn ich dich sehe - aber ich weiß auch, dass die Beziehung, die ich wollte, nicht funktioniert hat." Nachdem heute PMS herzlich grüßen lässt, bin ich im Laufe des Tages und infolge seiner Mails von der nach Sex gierigen Frau über einen Wutausbruch mit Fast-Ultimatum in die verständnisvoll Liebende gekippt! Ob er das aushält? Ob WIR das aushalten?
Seit Stunden habe ich nichts mehr von ihm gehört und ich halte es für möglich, dass er den "Rauswurf" aus meinem Leben ernst nimmt und den Kontakt konsequent abbricht. Soll er doch! Er braucht erst dann wieder in mein Leben kommen, wenn er bereit ist, sich auf mich einzulassen!

Ich verschwinde für ein paar Tage aufs Land, es überschneidet sich mit seiner Reise in die Heimat, wir werden uns also eine zeitlang nicht sehen und vermutlich auch nicht hören. Gut so! Vielleicht merkt er dann, ob ich ihm fehle.

Und dann war noch etwas... eine Situation, die so völlig jenseits meiner Vorstellungen war, dass ich noch immer völlig irritiert bin:
Ich hab den Herrn aus der Wirtschaft wiedergetroffen! Eine extrem kurze Verabredung mit gemischten Gefühlen, aber dennoch unerwartet viel Nähe. Das eigentlich Besondere war aber:
Er hat mich später am Abend nochmals kontaktiert, bat mich, zu ihm in ein Lokal zu kommen - und hat mich seinen Geschäftspartnern und Freunden vorgestellt!!!

Und zu dieser Begebenheit fehlen mir selbst heute noch die Worte!

Sonntag, 10. August 2008

Mein Vater

Mein Leben lang hat sich vermutlich schon abgezeichnet, dass das irgendwann Mal ein Thema werden könnte, aber ich habe jeden Gedanken daran, jedes Gefühl erfolgreich abgewehrt.

Ich habe nie etwas geSPÜRT im Zusammenhang mit meinem Vater. Weil er körperlich einfach nicht existent war. Mein Leben lang bin ich permanent von Menschen mit der Frage konfrontiert worden:
"Und wie ist das, wenn man keinen Vater hat? Vermisst du nicht was?"
"Nein", habe ich geantwortet.
"Ich weiß ja nicht mal, wie es ist, einen Vater zu haben - wie also sollte ich etwas vermissen, das man nicht kennt?"

Ich habe nie andere Kinder um ihre Väter beneidet, war nie böse auf den meinen, weil er nicht für mich da war und statt dessen geschieden von meiner Mutter und mit unbekanntem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten lebte. Oder traurig.
Ich fühlte - nichts.

Vor vier Jahren habe ich ihn dann gesucht, gefunden und in Amerika besucht. Ich dachte, dass es wichtig ist, meine Wurzeln kennenzulernen, wollte ihn einfach nur einmal kennenlernen, und den amerikanischen Teil meiner Familie natürlich auch. Wir fanden keinen Zugang zueinander, wenig bewegt, aber mit dem Gefühl, ein Kapitel abgeschlossen zu haben.

Was für ein Trugschluss.

Die letzten Jahre tauchte mein Vater immer wieder als Randfigur in diversen Aufstellungen etc. auf, Priorität bei meiner Vergangenheitsbewältigung hatte aber immer meine Mutter - einfach, weil sie in meinem Leben war!
Ein eigenes Thema war mein Vater nie.

Und jetzt beutelt es mich seit zehn Tagen kreuz und quer durch die Gegend, der verdrängte Schmerz von fast drei Jahrzehnten überkommt mich so heftig, dass ich mich manchmal stundenlang ins Bett zurückziehe und zusammengerollt wie ein Kind weine.

Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen, überall sehe ich nun die Anzeichen, die Hinweise, die darauf gedeutet haben, dass da ganz tief in mir noch etwas Übermächtiges, unglaublich Schmerzhaftes schlummert und ich erkenne, dass ich mich mein ganzes Leben lang vor diesem Schmerz geschützt habe, um weitermachen zu können:
Dem Schmerz des verlassenen Kindes.

Gerade haben mich wieder die verdrängten Gefühle wie eine Welle überrollt, ich habe wieder eine Stunde lang geweint. Mir die Angst herausgeweint und den übergroßen Wunsch, etwas "tun", etwas "verändern" zu können.

Am Sonntag, unmittelbar nach einem Gespräch mit dem Mann, der mich gerade verschmäht hat, begann ich, eine Mail an ihn zu schreiben - und plötzlich erkannte ich, nach welchem Muster ich funktioniere. Ich habe gemerkt, dass ich in der Mail ständig versuche, das "richtige" zu sagen, die "richtigen" Worte zu finden, um - ganz genau: Wie ein Holzhammer hat mich die Erkenntnis getroffen, dass ich die Mail nicht in erster Linie schreibe, um mich auszudrücken oder um meine Gefühle preiszugeben, sondern mit dem ganz unbewussten Wunsch und getrieben von der Hoffnung, doch noch etwas "verändern" zu können, ihm zu genau DER Einsicht zu verhelfen, die ihn bei mir bleiben lässt!! Es gibt ein Wort hierfür, das grauslig schmeckt, aber den Kern trifft: Manipulation.

Voll Entsetzen habe ich plötzlich gesehen, WAS ich die letzten zehn, fünfzehn Jahre alles getan habe, um Männer zu manipulieren, sie einzuwickeln - damit sie bei mir bleiben!!
Weil ich aber bei genau diesem einen nicht übergriffig sein möchte, ihn nicht manipulieren will, habe ich mich in besagter Mail darauf eingelassen, von meinen Gefühlen zu schreiben - und erst einmal hinzuspüren, WAS genau ich eigentlich fühle bzw. wovon ich unbewusst ablenken will, wenn ich mich in der Analyse von Situationen und hinter meinem Fachwissen verschanze.

Das Ergebnis:
Es macht mich traurig, dass du das, was zwischen uns war nicht für wert befindest, weiter wachsen zu lassen, weil es mir das Gefühl gibt, wertlos zu sein. Es frustriert mich, dass du lieber den alten Mustern Raum geben willst anstatt dem Neuen, weil ich mich dabei so klein und hilflos fühle.

Ich hab schreckliche Angst, dich loszulassen, weil ich so sehr fürchte, dass du nie mehr "zurückkommen" wirst, dass du dich mit all den Früchten, die du in einiger Zeit geerntet haben wirst, einer anderen Frau zuwendest, weil ich den Stempel "die will ich nicht" trage und du uns ohnehin keine Chance (mehr) einräumst.


Und genau da ging dann zum ersten Mal wirklich die Post ab!
Diese drei Sätze haben die so fest verriegelte Tür geöffnet, und mit aller Macht brach der dahinterliegende Schmerz des verlassenen, verzweifelten Mädchens durch! Unter Tränen habe ich gespürt, wie schlimm der Verlust war und wie sehr ich versucht habe, diesen Schmerz zu verdrängen, indem ich auf jeden Mann, der meinen Weg gekreuzt ist, früher oder später meinen Vater projizierte - um so meine Biographie umzuschreiben!

In der vergangenen Stunde kam die bislang heftigste Welle, ich hab sie durchtaucht... geweint... sprachlos vor Schmerz... fassungslos, was ich mir selbst alles angetan habe in all den Jahren, wie oft ich mich selbst verleugnet, aufgegeben, meine Bedürfnisse unterdrückt habe, mich verstellt und verraten habe, um "gefällig" zu sein und dadurch - vordergründig einen Mann - letztendlich aber doch immer meinen Vater am Gehen zu hindern...

Ich bin erschöpft jetzt.
Verkrieche mich zurück ins Bett, will die verletzte Kleine halten, endlich ihren Schmerz wahrnehmen - und vor allem ernst -, will ehrlich zu ihr sein und ihr die Wahrheit sagen - dass der Vater nie mehr kommen wird und dass sie seine Entscheidung nicht ändern kann. Aber auch, dass seine Entscheidung mit mit zu tun hatte. Und auch, dass er etwas verpasst hat, weil ich großartig bin ;-)

Ein Anfang, ein erster Schritt, vielleicht auch schon das Schlimmste hinter mir?
Auf jeden Fall zeigt sich ein Licht am Ende des Tunnels und ich fühle bereits, wie ich ein Stück mehr heil, ganz werde.

Ein Dank an dieser Stelle auch ihm, diesem einen, der dieses Muster in mir erneut hat zünden und mich endlich zum Kern hat durchstoßen lassen. Du bist geliebt von mir.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Wo bist Du und was macht...
Wo bist Du und was macht das "neue" Leben??
zweitherzkopfding - 16. Nov, 22:20
Neue Zeit!
Okay! Ich trete ein in mein dreißigstes Lebensjahr...
kretakahlo - 22. Nov, 18:23
So langsam komme ich...
So langsam komme ich zurück ins Leben. Ich habe begonnen,...
kretakahlo - 6. Nov, 20:47
Ohne Titel
Fast drei Wochen sind vergangen... ich hab gekämpft...
kretakahlo - 26. Okt, 21:29
Was hilft...
... sind: Körperarbeit. Bewegung und Anstrengung...
kretakahlo - 7. Okt, 13:10

Links

Suche

 

Status

Online seit 6324 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 16. Nov, 22:20

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren